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Profis // Sonntag, 21.04.2024

"Habe schon auf diesem Niveau gespielt"

Morgen reist unser Neuzugang Sam Ruopp nach England, um sich mit der britischen Nationalmannschaft auf die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien vorzubereiten. Vorher haben wir mit ihm aber noch über seine deutschen Wurzeln, seinen außergewöhnlichen Karriereweg und seine neue Aufgabe als Panther gesprochen.

Sam, wo erreichen wir dich gerade und wie sieht dein Plan für die nächsten Wochen aus?
"Ich bin gerade auf der Farm meiner Familie in Zehner in Kanada. Das ist circa 20 Minuten nordöstlich von Regina. Hier war ich nun für ein paar Wochen, habe die Familie besucht und meinen neugeborenen Neffen kennengelernt. Am Montag fliege ich nach England, um mich dort mit der Nationalmannschaft auf die WM vorzubereiten"

Wie muss man sich das Leben auf Eurer Farm vorstellen?
"Wir haben keine Tiere auf der Farm, sondern bauen nur Feldfrüchte und Getreide an. Es ist eine Familienfarm und wenn wir können, helfen meine Brüder und ich im Sommer mit. Wir bauen Raps, Weizen, Linsen und so weiter an. Ich bin schon die vierte Farmer-Generation in unserer Familie, auch wenn mein Hauptberuf aktuell Eishockeyspieler ist."

Hast du auf der Universität also auch ein Fach aus dem Agrar-Bereich studiert?
"Genau, ich habe an der Universität in Saskatchewan Landwirtschaft studiert und danach bin ich dann nach Belfast gewechselt. Dort konnte ich nebenbei noch meinen Master in Betriebswirtschaftslehre machen. Gleichzeitig hat meine Verlobte dort Jura studiert."

Obwohl du 2015 gedraftet wurdest, hast du dich dazu entschieden, nicht sofort im Profi-Eishockey anzufangen, sondern erst noch auf die Universität zu gehen. Was war der Hintergrund dieser Entscheidung?
"Mein Weg war tatsächlich etwas unorthodox. Mein Bruder wurde von den Arizona Coyotes gedraftet und dann nach Pittsburgh getradet. Er wurde innerhalb des Systems immer wieder zu verschiedenen Teams und in verschiedene Ligen geschickt und ich habe gesehen, wie hart er gearbeitet hat. Dann habe ich meine Situation angeschaut. Ich hätte zwar die Möglichkeit gehabt, einen Profivertrag zu unterschreiben, aber gleichzeitig hatte ich die Option, ein Stipendium zu bekommen, meine Ausbildung an der Uni zu machen und anschließend noch als Profi zu spielen. Es war eine schwere Entscheidung, weil man gerne schnellstmöglich auf dem höchsten Level spielen will, aber ich bereue es nicht. Es hat mich dorthin gebracht, wo ich nun bin."

Vor deinem Wechsel nach Belfast warst du noch nie in Europa. Wie war die Erfahrung in Nordirland und auch in der abgelaufenen Saison in Weißwasser? Was waren die größten Unterscheide zum Leben in Nordamerika?
"Es war schon irgendwie ein Kulturschock. (grinst) Meine Mutter kam in London zur Welt und lebte dort, bis sie mit 21 Jahren nach Kanada ging. In Großbritannien zu leben war deshalb schon etwas Besonderes. Belfast ist eine sehr schöne Stadt und war der perfekte Ort für meine ersten Profijahre. Ich konnte mich dort gut entwickeln und auch offensiv besser zu werden. Der Wechsel nach Weißwasser war ebenfalls eine tolle Erfahrung. Ich konnte schon ein bisschen von der Sprache lernen und die deutsche Kultur ist sowieso großartig. Durch das Jahr in Weißwasser habe ich den Fuß in die Tür des deutschen Eishockeys setzen können und mein deutscher Pass eröffnet mir außerdem weitere Möglichkeiten, auch für die Zukunft."

Das ist ein gutes Stichwort: Woher stammt dein deutscher Pass? Hast du deutsche Vorfahren?
"Ja, die Familie meines Vaters stammt aus Deutschland. Mein Opa wurde in Neu-Ulm geboren. Durch seine Herkunft habe ich also den Pass. Er ist dann mit meinem Ur-Opa nach Kanada gezogen und dort haben sie begonnen Landwirtschaft zu betreiben. Für meine Familie und mich ist es großartig, hier zu leben und unsere Familiengeschichte vor Ort zu erkunden."

Um wieder aufs Sportliche zu kommen. Du spielst im Mai mit Team Great Britain die WM und im Sommer habt ihr die Chance, euch für Olympia zu qualifizieren. Das wäre ein Meilenstein für dich und Großbritannien oder?
"Das wäre ein Traum, der in Erfüllung gehen würde. Wir spielen Ende August, Anfang September gegen Dänemark, Norwegen und Japan. Es ist wahrscheinlich ein Traum von vielen Eishockeyspielern ihr Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Ich habe das Glück, das ich gleich drei Länder habe, die ich potentiell vertreten könnte." (lacht)

Sprechen wir über deinen Wechsel zu den Panthern. Was hat dich überzeugt, dass Ingolstadt der beste Ort ist, um die nächsten Schritte zu machen?
"Ich habe viel Gutes gehört. Nicht nur über das Team, sondern auch über die leidenschaftlichen Fans. Nach einem meiner Spiele mit Weißwasser habe ich mich mit Tim Regan getroffen und diese sowie alle weiteren Gespräche, die ich mit ihm hatte, waren sehr gut. Lustigerweise haben wir festgestellt, dass er mit dem Onkel meiner Verlobten Eishockey gespielt hat. Ich hatte schnell das Gefühl, dass Ingolstadt gut passen würde. Auch Mark French kennt mich aus der WHL. Damals hat er gegen mein Team gecoacht. Er kennt also meine Spielweise. Wenn die Verantwortlichen deine Qualitäten kennen und schätzen, ist das positiv."

Was schätzt du als die größte Herausforderung an deinem Wechsel in die DEL ein?
"Die DEL ist eine der Top-Ligen in Europa. Alle Spieler werden größer, schneller und stärker sein. Daran muss ich mich schnell gewöhnen, aber ich habe auf diesem Level schon gespielt. Ich war in den Trainingscamps der Blue Jackets und habe Pre-Season-Spiele für sie gemacht. Deswegen weiß ich, dass ich auf diesem Niveau spielen kann. Ich freue mich darauf, meine Fähigkeiten zu zeigen."

Welche Qualitäten möchtest du ins Team einbringen, was sind deine Stärken?
"Zuallererst bin ich ein Teamplayer! Deswegen kann ich jede Rolle einnehmen, in der ich für das Team wichtig sein kann. Ich würde mich selbst als variablen und dynamischen Verteidiger beschreiben. Ich kann physisch spielen, habe kein Problem damit, Schüsse in Unterzahl zu blocken, verfüge aber auch über einen guten Überblick und kann mich im Offensivspiel einbringen. Die Bezeichnung Allrounder trifft es ganz gut. Ich will meine Qualitäten einbringen, um dem Team zu helfen, Spiele zu gewinnen."

Auf Youtube findet man einige Videos von Fights, wenn man deinen Namen eingibt.
"Ja, das stimmt. (lacht) Fighting gehört schon zu meinem Spiel. Ich habe es in meiner Werkzeugkiste. Wenn es die Situation erfordert, für einen Mitspieler einzustehen oder für ein Zeichen zu sorgen, kann ich das machen. Das hat auch immer Eindruck auf die Gegenspieler gemacht und daher nicht nur Auswirkungen auf das eigene Team, sondern auch auf den Gegner."

Kennst du denn bisher schon jemanden deiner neuen Teamkollegen?
"Ich habe gelesen, dass Michael Garteig aus Prince George stammt, wo ich viereinhalb Jahre in der WHL gespielt habe. Aber ich kenne ihn bisher noch nicht. Und auch ansonsten kenne ich noch niemanden persönlich. Ich weiß nur, dass Jan Nijenhuis vorletzte Saison in Weißwasser gespielt hat."

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