Profis // Freitag, 26.01.2001
Interview mit Lutz Dreisbach: -
Christian Fuchs stellte uns freundlicherweise folgendes Interview mit Lutz Dreisbach zur Verfügung:
Der ERC Ingolstadt hat ein klares Ziel: die Panther wollen in die DEL aufsteigen. Am besten schon nach der aktuellen Saison. "Es wurde uns vom DEB schriftlich bestätigt, dass es einen sportlichen Aufsteiger gibt", sagt Lutz Dreisbach, Geschäftsführer der Panther. Nachdem sich das mittlerweile in das Gegenteil umgekehrt hat, schliesst er auch den Rechtsweg nicht aus: "Eine Klage gegen den DEB ist denkbar." Sportlich deutet derzeit alles darauf hin, dass die Schanzer das Zeug für den Weg in die Eliteklasse haben.
Mit zehn Punkten Vorsprung führen sie klar die Tabelle der zweiten Bundesliga an und auch bei der Vertragsverlängerung mit Erfolgscoach Jim Boni um weitere vier Jahre wurden die Weichen in Richtung DEL gestellt. Durch den geplanten Stadionneubau sollen auch die Rahmenbedingungen für diesen Schritt mittelfristig verbessert werden. Hockeyweb hat sich mit Lutz Dreisbach über die Themen ERC Ingolstadt und DEL ausführlich unterhalten.
CF:Herr Dreisbach, aktuell wird der sportliche Auf- und Abstieg in der DEL heiss diskutiert. Zum Saisonende gibt es voraussichtlich keinen sportlichen Aufsteiger in die deutsche Eliteliga aus der zweiten Bundesliga. Welche Konsequenzen hat das für den ERC Ingolstadt als Top-Mannschaft der Liga?
LD: Es gibt daraus keine direkten Konsequenzen für den ERC Ingolstadt. Wir haben in diesem Jahr einen gewissen Etat zugrunde gelegt, mit dem Ziel, Deutscher Meister zu werden und aufzusteigen. Ich hatte bei den Sitzungen mit dem DEB klar nachgefragt, ob es einen sportlichen Aufsteiger gibt. Es ist mir daraufhin mündlich und schriftlich bestätigt worden, dass es einen
sportlichen Aufsteiger geben wird. Daraufhin haben wir gesagt, wir wollen eine starke Mannschaft, wir wollen ein Spitzenteam und Meister werden. Wäre uns gesagt worden, dass es in diesem Jahr keinen Aufstieg gibt, hätten wir uns den Kader auch um 500.000 Mark billiger zusammenstellen können, weil dann auch durch einen vierten Platz nichts verloren wäre. Das ist der Punkt, bei dem wir uns überlegen werden, was wir gegenüber dem DEB unternehmen. Mit der DEL hingegen besteht keine rechtliche Bindung.
CF: Das heisst im Klartext, dass eine Klage der Panther gegen den Deutschen Eishockey-Bund denkbar ist?
LD: Ja, das ist denkbar.
CF: Somit ist das Bestreben des ERC Ingolstadt ganz klar, in der nächsten Saison
in der DEL zu spielen?
LD: Richtig. In Ingolstadt steht der Oberbürgermeister mit dem gesamten Stadtrat hinter dem Eishockey in Ingolstadt. Es wird für über 30 Millionen Mark eine neue Halle gebaut. Der Stadtrat hat dies bereits beschlossen, mit dem Ziel, dem ERC Ingolstadt die Halle zur hauptsächlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Ich hoffe nicht, dass der Stadtrat aufgrund der aktuellen Situation nun die Bremse zieht, vor allem, weil man ab der nächsten Saison diesen sportlichen Aufsteiger ja festschreiben möchte.
CF: Sie haben soeben den Stadionneubau angesprochen. Wie ist in diesem Zusammenhang der aktuelle Stand?
LD: Die Lokalpolitik steht absolut dahinter und ist sogar schon so weit, dass bei einer Sitzung Anfang Februar beschlossen werden soll, welche Firma mit dem Projekt beauftragt wird. Es gab sieben Bewerber. Es wird neben der Eishalle auch ein großes Freizeitbad errichtet, so dass sich das Gesamtvolumen auf 100 Millionen Mark beläuft. Ich habe selbst mit dem Oberbürgermeister gesprochen, der mir dabei gesagt hat, dass er sich früher nicht vorstellen konnte, welche Öffentlichkeitswirkung das Ingolstädter Eishockey in Deutschland für die Stadt hat. Deshalb wollen die Politiker für den Erhalt der Sportart in der Stadt diese Halle mit rund 5000 Zuschauern Fassungsvermögen bauen. Es teilweise auch die Frage zu hören, was der ERC Ingolstadt in der DEL will. Kassel ist zum Beispiel ebenfalls keine Stadt, die mit großem Fremdenverkehr oder tollen Landschaften glänzt. Das ist auch eine Industriestadt. Bei uns ist es durch die vielen Raffinerien und die Firma Audi ähnlich. Ingolstadt ist durch das Altmühltal und die Struktur sehr gut bestückt. Für uns war deshalb das neue Stadion noch wichtig.
Schließlich ist die Arena auch das Aushängeschild. Deshalb verstehe ich nicht, wenn ein DEL-Verein sagt, was wollen wir mit Ingolstadt. Zieht man den Vergleich mit dem Fußball, so ist hier Unterhaching zu nennen, wo der Sport unabhängig von der Größe der Stadt regiert. Das sollte im Eishockey auch wieder Einzug halten!
CF: Mit dem Weg in die DEL ist in Ingolstadt von einem Etat von sieben Millionen die Rede. Da stellt sich natürlich auch die Frage der Finanzierung...
LD: Köln arbeitet mit mehr als dem Doppelten. Man hat es im letzten Jahr in der Bundesliga gesehen. Hamburg und Düsseldorf hatten Etats von fünf, sechs Millionen. Wir hatten im letzten Jahr noch unter drei Millionen und trotzdem haben wir alle geschlagen. Das Geld ist das eine, wenn auch die Grundlage.
Wir sind 21 Gesellschafter in unserer GmbH und im Management drei Geschäftsführer, die das neben ihren Firmen ehrenamtlich vorantreiben. Das funktioniert bei uns sehr gut, weil es bei uns keinen gibt, der Geld ausgibt, der nicht auch selbst mit seinem Geld beteiligt ist. Das ist in der DEL, wo die sportlichen Leiter oft das Sagen über die Ausgaben haben, anders. Das Geld reinbringen muss wieder ein anderer. Unser Verein existiert vielleicht noch nicht so lange wie Mannheim oder Berlin, aber wir haben im finanziellen Bereich noch keinerlei "Leichen" im Keller. In Deutschland gibt es keinen, der vom ERC Ingolstadt noch Geld zu bekommen hat. Darauf sind wir sehr stolz! Sportlich sind wir in der Bundesliga ein Spitzenteam und das wollen wir auch in der höchsten Klasse beweisen. Sollten wir uns dort nicht behaupten können, steigen wir wieder ab. Damit könnten wir leben. So ist
Sport! Aber jetzt muss vom DEB ein Papier auf den Tisch. Unsere Fans glauben nämlich schon langsam nicht mehr an den Aufstieg, wenn das Jahr für Jahr verschoben wird.
CF: Die aktuelle Mannschaft ist mit einigen früheren DEL-Cracks, Nationalspielern und starken Ausländern sehr gut bestückt. Welche Veränderungen wären in dem Bereich im Falle des Aufstiegs zu erwarten?
LD: Darüber kann sicher der Trainer besser Auskunft geben, aber wir sind nicht auf der Welle, einen Radikalschnitt zu machen, nach dem Motto, das war die Zweitligamannschaft, jetzt kommt die DEL-Mannschaft. Es haben bei uns schon einige Spieler Verträge auch für die DEL im letzten Jahr unterschrieben. Wir werden mit sehr vielen dieser Spieler in der DEL anfangen. Wir haben mit Jim Boni einen guten Trainer und deshalb mit ihm auch kürzlich einen Vier-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Wir wollten ihn unbedingt halten, weil er ein Trainer ist, der nicht sagt, ich will diese oder jene Spieler haben, sondern er sagt, ich richte mich nach euch. Das Schlimmste wäre auch aus seiner Sicht, wenn der Verein unter ihm und seiner Einkaufspolitik Pleite gehen würde.
Deshalb passt der Trainer sehr gut zu uns. Er hat unwahrscheinlichen Fachverstand, das hat er schon oft mit Erfolgen gegen teurere Teams bewiesen.
CF: In der DEL sollen einige Teams finanziell auf der Kippe stehen. Hier gäbe es natürlich auch die Möglichkeit, eine Lizenz zu erwerben...
LD: Für mich wäre das nichts Verwerfliches. Wir haben auch in der zweiten Bundesliga an den DEB eine Bürgschaft gegeben. Wenn der sportliche Aufsteiger dem Absteiger die Lizenz abkaufen muss, so zeugt das auch von einer gewissen wirtschaftlichen Stärke des Aufsteigers, wenn er dazu in der Lage ist. Wir würden im Gegensatz zu Iserlohn im letzten Jahr nicht so
vorgehen, dass wir uns als Sechster hochkaufen. Ich glaube auch, dass das zurückhaltende Zuschauerinteresse dort davon kommt, dass die Leute nicht stolz darauf sein können, dass sie da oben spielen. Sie haben sich das nicht erarbeitet, sondern haben es sich erkauft. Wenn der Meister aber die Lizenz vom Absteiger ablöst, finde ich das okay.
CF: Wir würden Sie abschliessend die Chancen beurteilen, dass der ERC Ingolstadt in der nächsten Saison in der DEL spielt?
LD: Sportlich sieht es bei uns momentan nicht schlecht aus. Wir stehen auf Platz eins. Dass es keinen sportlichen Aufsteiger geben wird, glaube ich auch. Davon können wir nicht ausgehen. Ich habe aber gehört, dass die Möglichkeit, dass sich ein Verein aus der DEL aus freien Stücken zurückzieht, relativ groß sein soll. Hier besteht aber das Problem, das von der DEL geregelt
werden sollte, dass dieser Club nicht seine Lizenz in ganz Deutschland an den Meistbietenden verkaufen kann. Laut DEL-Vertreter Gernot Tripcke müsste der sportliche Aufsteiger sowieso auch der moralische Aufsteiger sein. Das heisst, das müsste auch der Erste sein, der diese Lizenz erwerben kann.
Sollte die Lizenz aber frei gehandelt werden, könnten plötzlich fünf Millionen gefordert werden. So etwas werden wir allerdings nicht mitmachen! Die Lizenz ablösen ist die eine Sache, aber damit einen Handel zu betreiben, ist eine ganz andere. Das müsste von Seiten des DEB und der DEL eben klar geregelt werden. Ich glaube, das wurde bereits erkannt, deshalb ist wohl auch diese Diskussion um Auf- und Abstieg wieder aufgekommen.
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